Die kurze, intensive Begegnung mit Flitzi

von Brigitte-Devaia

Die Begegnung mit Flitzi war kurz und intensiv. Flitzi zeigte uns, wie dankbar Katzen sind, wenn wir etwas Gutes für sie tun.

Als wir auf der Insel La Palma ein Haus mit Garten gemietet hatten, wo die beiden angeschlagenen Katzen Mammchen und Sanfti zuhause waren, um die wir uns dann liebevoll ge-kümmert haben, gab es noch einen scheuen, sehr jungen Kater, der sich zunächst im Hintergrund aufhielt und uns aus sicherer Distanz beobachtete.

Er wartete stets bis Mammchen und Sanfti ihre Mahlzeiten gegessen hatten, holte sich dann blitzschnell die Reste und - schwupp - war er wieder im Gebüsch verschwunden. Weil er immer so schnell von einem Versteck ins andere flitzte, nannten wir ihn Flitzi.

Der Kleine tat mir sehr leid. Ich fühlte seine Unruhe. Er suchte offensichtlich die Nähe der beiden Älteren, konnte jedoch nie ganz vorrücken, weil er so extrem scheu war. Wenn Mammchen und Sanfti mitein-ander kuschelten, lag er oftmals ein Stück entfernt von ihnen und schaute bei ihren Liebkosungen zu. Er wäre bestimmt so gerne auch bekuschelt und abgeschleckt worden.

Flitzi spürte meine Zuneigung zu ihm und kam immer öfter vorbei. Ich begann mit ihm zu spielen. Er liebte es, einem Stoffbällchen hinterherzujagen, das ich an einer Schnur hinter mir herzog. Die Jagd ging immer quer durch den großen Garten. Der Kleine lebte richtig auf und wurde langsam zutraulicher. Wenn er zu mir kam, spürte ich, wie er manchmal selbst überrascht über sein Zutrauen war.

Natürlich fütterten wir den Ausgehungerten reichlich und alsbald stellten wir seine Futterschale neben die große Schale von Mammchen und Sanfti. Wir hofften, dass sie alle zusammen essen würden. Wir konnten beobachten, wie Flitzi seine Scheu noch mehr überwand und tatsächlich dazukam. Ich freute mich sehr über diesen Fortschritt. Einträchtig aßen die Drei fortan jeden Tag zusammen und hielten danach sogar gemeinsame Verdauungsschläfchen. Flitzi war endlich nicht mehr so alleine!

Flitzi genoss sichtlich meine Aufmerksamkeit und die beiden älteren Katzen akzeptierten seine Nähe. Dennoch konnte ich ihn immer nur kurz streicheln und er hielt auch meistens etwas Abstand ein. Mir war klar, dass Flitzi keinen positiven Kontakt zu Menschen erlebt hatte und auch immer sehr alleine und auf sich gestellt war. Es war alles neu für ihn. Was in diesen vier Wochen mit ihm passierte, war deswegen erstaunlich.

Die Wochen vergingen und in der Zwischenzeit war Sanfti auf tragische Weise durch einen Jadhund gestorben. Als unsere letzte Abreise näher kam, bei der wir Mammchen mit nach Deutschland nahmen, machte ich mir auch Gedanken darüber, was mit Flitzi geschehen sollte. Da er teilweise noch recht verwildert war, konnten wir ihn nicht in unsere kleine Wohnung mit dem Minigarten nach Deutschland mitnehmen. Ich entschied, ihn zu einer Katzenfreundin zu bringen, die auf La Palma auf ihrem großen Gartengelände täglich mehrere Katzen versorgte.

Ich wollte nicht, dass Flitzi wieder alleine war und sich niemand um ihn kümmerte. Im Nachhinein bedaure ich allerdings, dass ich ihn nicht in seiner gewohnten Umgebung gelassen hatte, denn aus irgendeinem Grund ging es ihm auf dem Grundstück wohl nicht so gut und eines Tages war er verschwunden. Das erzählte uns die Katzenfreundin.

In Deutschland hatte ich ihn während Mittagsschläfchen und in Meditationen ab und zu feinstofflich wahrgenommen und gespürt, wie er mich in großer Liebe anschmuste. Eines Tages kam er wieder in seinem Astralkörper und legte sich sogar auf meine Brust, auf mein Herzzentrum. Da wusste ich, dass er gestorben war und zu mir kam, um sich zu verabschieden. Ich bedauerte so sehr, dass ich ihn aus der gewohnten Umgebung herausgeholt hatte und doch spürte ich intuitiv, dass Flitzi es mir nicht übelnahm und mich trotzdem liebte. Er war dankbar für die kurze Zeit, in der ich ihm meine Liebe, meine Aufmerksamkeit und gutes Essen schenkte und das Zusammensein mit den beiden anderen Katzen förderte. Flitzi war es so wichtig, in seinem kurzen Leben doch noch menschliche Liebe erfahren zu können.

Ich lernte dabei, dass es nicht immer nur darauf ankommt, mit einem Tier lange zusammensein zu können, sondern dass auch die Intensitität wichtig ist, um eine starke Verbindung auch über den Tod hinaus aufzubauen. Unsere kurze, intensive Begegnung war ein Geschenk für Flitzi und für mich. Und für die besondere Erfahrung, Flitzi in seinem Astralkörper so deutlich bei mir spüren zu können, bin ich ebenfalls von Herzen dankbar.

Und da gab es noch etwas, was mich innerlich aufwühlte: Das Tier muss mich trotz meiner Fehlentscheidung, die ihm wahrscheinlich sein Leben gekostet hat, bedingungslos geliebt haben. Es war nicht einmal eine kleine Brise Vorwurf zu spüren, ausschließlich dankbare und bedingungslose Liebe.

Diese tiefen Erkenntnisse, starken Gefühle und warmen Eindrücke trösteten und erfüllten mich und doch bin ich lange nicht darüber hinweggekommen. Eines Tages sah ich ihn jedoch während einer Meditation in der jenseitigen Welt, wie er putzmunter und glücklich hinter seinem geliebten Wollbällchen herjagte und mit anderen Katzen kuschelte. Ich dankte ihm und der geistigen Führung für diese erhebenden, inneren Bilder, die mich nachhaltig aufbauten.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich wahrscheinlich in Freudentränen aufgelöst sein werde, wenn ich Flitzi eines Tages im Jenseits wiedersehe.


Einen Moment lang
in der Ewigkeit
begegnen wir uns
in Liebe.

Es liegt die Ewigkeit
in diesem Moment
unserer Begegnung.
Sie ist die Liebe.

 

(Brigitte-Devaia)